Waldbaden (japanisch:Shinrin-yoku) ist kein neuer Trend, jedoch hat das bewusste Eintauchen in den Wald hierzulande noch nicht den Status wie in Japan, wo es das “Waldbad” auf Rezept gibt. Besonders Stressgeplagte profitieren durch dieses natürliche Stressmanagement mit Schwerpunkt auf der Achtsamkeit.
Spaziergänge in der Natur und speziell im Grünen gehören bei vielen Gesundheitsbewussten schon zur Tagesordnung. Du wirst aber vielleicht erstaunt sein, welche Erkenntnisse die Wissenschaft zum Thema Heilkraft des Waldes erkannt hat.
Was verbinden wir mit den Wörtern “Wald” und “Baden” ?
Nehmen wir uns einfach mal die Zeit und blicken auf diese beiden Begriffe. Damit fängt genau jetzt bereits das Achtsamkeitstraining. Welche Emotionen lösen diese beiden Wörter in dir aus? Wenn du jetzt die Augen schließt und darüber nachdenkst, kommen mit Sicherheit Gefühle wie Ruhe, Zufriedenheit, Geborgenheit, Wärme u.a in dir hoch. Baden ist in der Regel eine Wohltat für Körper und Geist, das uns vom Alltag “bereinigt”. Genau das ist es was ein Waldbad ausmacht. Der Wald ist eine Oase der Ruhe, ein Ort des Friedens, voller Leben und aber auch Ehrfurcht vor der Natur.
Was passiert beim Waldbad?
Mit Waldbaden beschreibt die Praxis, einen kurzen, gemächlichen Besuch in einem Wald zu machen, um die Gesundheit zu verbessern.
Die Praxis hat ihren Ursprung in Japan, wo sie Shinrin-yoku genannt wird.
Shinrin-Yoku hilft nachweislich, die Herzfrequenz und den Blutdruck zu senken, die Produktion von Stresshormonen zu reduzieren, die Immunität und die Stimmung zu stärken und das allgemeine Wohlbefinden zu verbessern.
Beim Waldbad wird ganz bewusst und aufmerksam in die Atmosphäre des Waldes eingetaucht. Da wo es holzig riecht, das Licht durch die Bäume schimmert, die frische Luft in die Nase steigt und sich die Bäume im Wind bewegen, genau da beginnt das erdende Waldbad. Am besten ohne Schuhwerk und mit Kontakt zum weichen Boden unter den Füßen. Ein Waldbad kennt nur wenig Regeln: Halte dich ganz bewusst im Wald auf und erlebe die Umgebung mit allen Sinnen. Wer diese Regel einhält kann bereits nach 20 Minuten im Wald weitreichende Effekte auf den Körper und Geist erwarten.
. . . in die Waldatmosphäre eintauchen
. . . Absichtslosigkeit
. . . kein bestimmtes Ziel verfolgen
. . . Pausen machen und innehalten
. . . schlendern
. . . nicht bewerten
. . . Achtsamkeit
. . . im gegenwärtigen Moment sein
. . . riechen, lauschen, sehen, schmecken, fühlen
. . . abtauchen
. . . Langsamkeit
. . . Genuss
Quelle: Deutsche Akademie für Waldbaden
Erkenntnisse zum Waldbaden
1.Stressreduktion
Körperliche Aktivität, in Form eines 40-minütigen Waldspaziergangs, verbessert die Stimmung und erzeugt ein Gefühl von Gesundheit und Robustheit. Das Waldbaden katalysiert eine erhöhte Aktivität des parasympathischen Nervensystems, die zur Ruhe führt, Energie spart und die Herzfrequenz verlangsamt und gleichzeitig die Darm- und Drüsenaktivität erhöht. Studien zeigen zum Beispiel einen Rückgang des Stresshormons Cortisol. Niedrigere Cortisol-Konzentrationen sind ein Signal, dass das Stress-Reaktionssystem des Körpers weniger ausgelöst wird. Eine Ausschüttung als Reaktion auf chronischen Stress kann das Risiko von Angst, Depressionen, Herzkrankheiten, Gewichtszunahme und Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen erhöhen.
Die Ergebnisse einer Studie aus Japan zeigen eindrucksvoll, dass Waldumgebungen niedrigere Konzentrationen von Cortisol, niedrigere Pulsfrequenz, niedrigeren Blutdruck, größere parasympathische Nervenaktivität und niedrigere sympathische Nervenaktivität als Stadtumgebungen fördern.
2.Stärkung der Immunfunktion
Ein Waldbad fördert einen Anstieg natürlicher Killerzellen (NK-Zellen) im Körper, laut einer Studie . Noch sind die genauen Auslöser nicht gänzlich entschlüsselt. Man geht allerdings davon aus, dass biochemische „Funksprüche“ der Bäume sogenannte „Terpene“ zu einer Aktivierung und Vermehrung von Immunzellen im Menschen führen. Die von den Pflanzen abgegebene Phytonzide sind Teil des Immunsystems der Pflanzen, reagieren jedoch mit dem menschlichen Immunsystem, indem sich dadurch offensichtlich die NK-Zellen im Körper vermehren. NK-Zellen sind Teil des angeborenen Immunsystems und gehen aktiv gegen Krebszellen vor!
3.Blutdrucksenkende Wirkung
Eine Zusammenfassung von zwanzig Studien mit 732 Teilnehmern wurde letztes Jahr überprüft. Dabei wurde beobachtet, dass der systolische Blutdruck bei den Studienteilnehmern in der Waldumgebung signifikant niedriger als derjenige der Nicht-Waldumgebung. Außerdem war der diastolische Blutdruck in der Waldumgebung signifikant niedriger als in der Nicht-Waldumgebung. Waldbaden ist also ein bedeutendes, präventives Mittel im Kampf gegen Herzinfarkt und Schlaganfall.
4.Lebenserwartung steigt an
Menschen, die in Gebieten mit geringerer Waldbedeckung leben, haben eine signifikant höhere “Chance” an einer Krebserkrankung zu versterben als Menschen, die in Gebieten mit höherer Waldbedeckung leben. Eine Studie zeigt umgekehrte Beziehungen zwischen dem Prozentsatz der Waldbedeckung und der Standardisierte Sterblichkeitsrate von Lungen-, Brust- und Gebärmutterkrebs bei Frauen und der Standardisierte Sterblichkeitsrate von Prostata-, Nieren- und Darmkrebs bei Männern in allen Präfekturen in Japan, selbst nachdem die Auswirkungen des Rauchens und des sozioökonomischen Status berücksichtigt wurden. Schlussfolgerung dieser Studie ist, dass eine erhöhte Waldbedeckung teilweise zu einem Rückgang der Sterblichkeit aufgrund von Krebserkrankungen in Japan beitragen kann.
5.Bessere Stimmungslage
Genug Zeit in der Natur verbessert unsere geistige Leistungsfähigkeit und Kreativität. Menschen, die an einer depressiven Stimmungslage leiden, profitieren nachweislich vom Waldbad (Quelle). Eine neue Studie zeigt überdies eine verminderte Ausschüttung von Stresshormonen. Menschen, die an einer depressiven Stimmungslage leiden profitieren ebenfalls vom Waldbad. Erstaunlicherweise waren die Menschen nicht nur weniger depressiv, sondern fühlten sich nach einem Tag im Wald auch lebendiger.
Dabei hilft es schon den Wald nur zu sehen. Allein der Anblick von Bäumen hat direkten Einfluss auf unser Nervensystem. Der Parasympathikus, unser Ruhenerv schaltet unseren Organismus dabei in den Modus der Regeneration und der Heilung. Folglich sinken Blutdruck, Blutzuckerspiegel, Stresshormone und das Immunsystem kommt in Gang.
Der führende Forscher auf diesem Gebiet Yoshifumi Miyazaki macht die Effekte ganz anschaulich. „Wir sind schon immer Teil der Natur, Teil des Waldes. Sobald wir uns in ihm Aufhalten, werden wir wieder zu diesem Teil der Natur.“ Er macht darauf aufmerksam, dass nicht nur die chemischen Botenstoffe eine Rolle spielen. Vielmehr ist es die ganze Atmosphäre mit dem satten Grün der Bäume, dem besonderen Duft und den Waldgeräuschen, die uns so beruhigen.
Fazit – 5 gesundheitsförderliche Effekte des Waldes auf deinen Körper
Eins steht fest, der Wald bietet einzigartige Heilkräfte für unseren Körper und Geist. Die Geheimnisse dahinter werden immer mehr entschlüsselt und sollten uns anregen, den Wald öfter mal zu betreten. Gerade wer viel Stress in seinem Leben hat, sollte sich öfter mal im Wald “baden” gehen. Am besten die Sorgen direkt an der Baumgrenze
loslassen und eintauchen in die “magische” Atmosphäre eines bewussten Waldbads.
Ganz wichtig zu betonen ist mir, dass der Schutz des Waldes keine Selbstverständlichkeit ist. Angesichtes seines heilsamen Potenzials und seiner einzigartigen Schönheit ist es zwingend wichtig sein Umweltverhalten immer wieder neu zu reflektieren, sich unter Umständen anders zu verhalten und den Wald damit zu schützen.
Nur so bleibt die Natur auch noch für weitere Generationen eine Quelle der Gesundheit, Inspiration und tiefer Freude.
Alles Gute!
Dein Christian
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